Vor einer Woche erschien auf der Titelseite des Anhalt Kurier der Mitteldeutschen Zeitung ein Artikel über einen Text, den ein gewisser Liesel Weppen auf die Facebookseite der Lokalredaktion schrieb. Er selbst soll aus Bielefeld kommen, was aber nicht stimmen kann, da es diesen Ort nicht gibt. Seit 5 Jahren lebt er in Dessau und hat seinen ganzen Frust in seinem Text dargelegt und zahlreich Zuspruch und Kritik erhalten.
Nach Lesen des Artikels war mein erster Gedanke: "Soll er doch wegziehen, wenn es ihm hier nicht gefällt. Ich mag meine Heimatstadt, auch wenn sie vor Problemen strotzt."
Meckern können doch die gesamten Deutschen am Besten und nicht nur die Dessauer, so sehe ich das zumindest, wenn ich mich hier und dort durch Foren, Portale und Chats lese und die Meinungen zu den aktuellsten Neuerungen anschaue. Die Veränderungen sind alle schlecht, so heißt es zu über 80%. Da eschoffiere ich mich ständig über die unbegründeten Aufreger, über Dinge, die halt nun mal passieren, weil es entweder nicht möglich ist, dass es besser oder schneller gehen kann, oder weil es die Natur halt so will. Die Deutschen meckern, wenn es zu kalt ist, wenn es zu heiß ist, zu trocken, zu regnerisch oder wenn einfach nur Wolken da sind. Was ist an Dessau jetzt anders, dass es die Hauptstadt der Meckerer sein soll.
Vor über 10 Jahren gab es mal vom Stern eine Umfrage über die unzufriedensten Städte in Deutschland und das Ergebnis legt einiges offen: "Osnabrück belegte mit 87 Prozent Zustimmung Platz eins unter 97 deutschen Städten und Regionen. Am unzufriedensten sind die Menschen in Dessau: Nur 23 Prozent sind der Ansicht, dass es sich dort gut leben lässt." Dem stehe ich auch nicht groß entgegen, denn willst du in Dessau Arbeit finden, kannst du auch gleich woanders suchen. Nach der Wende und dem begonnenen Abbau Ost wurden Schritt für Schritt die herstellenden Betriebe geschlossen und heutzutage gibts es so gut wie nur noch Dienstleistungen. Früher standen hier die Junkerswerke, die namhafte Flugzeuge herstellten, wie den StuKa, in der Chemie wurde das Gas Zyklon B hergestellt, dem viele Juden und andere Menschen zum Opfer fielen. Des Weiteren gab es den Waggonbau, die Magnetbandfabrik, die Kassetten in der DDR und auch für BASF in der ganzen Welt herstellte und so weiter und so fort.
Ein weiteres Problem sind die politischen Entscheidungen, die kein Ende nehmen. Bestes Beispiel ist die Bauhausstadt Dessau, die Umbennung des bislang seltsam wirkenden Namens Dessau-Roßlau. Da werden Pläne entworfen, ohne Zustimmung umgesetzt und nichts wird zu Ende gebracht. So stehen die Roßlauer gegen den Vorschlag und wollen ihren Ortsteil unbedingt in ihrer Adresse doppelt haben, Dessau-Roßlau OT Roßlau. Wer es mag. Die Lutherstadt Wittenberg funktioniert auch wunderbar, also warum sollte nicht auch Dessau einen weltoffenen Titel haben, anstatt ein Anhängsel mit Bindestrich, das keiner außerhalb von Sachsen-Anhalt kennt. Selber Namensaufbau, fast selbe Stelle, der Ort Oranienbaum-Wörlitz, auch ein seltsames Konstrukt, das mich besonders bei Adressfelder stört, denn meine Adresse passt da nicht rein, selbst ohne OT-Anhängsel. Ich wäre ja für Owörlibaum, aber das findet sicherlich keinen Anklang. Und in diesem Fall sind die beiden Städte ähnlich groß und von der Kultur beide gut bestückt. Ich schweife ab.
Hier geht es um DE und Liesel's Beitrag, dass die Bewohner die besten Meckerer sind. Nach einer Woche mit einigen Leuten zuhören und drüber Nachdenken habe ich festgestellt, dass Dessauer wirklich an allem zu meckern haben und selbst ICH bilde keine Ausnahme, denn sonst wäre dieser Blog wahrscheinlich nur 10 Posts groß.
Was mir allerdings an Liesel überhaupt nicht gefällt ist, dass er keinen Deut besser ist als ein geborener Sonnenkopp, denn er meckert nicht im kleinen Stil, wie die anderen, sondern lässt jeden an seinem Unmut teilhaben, der sich in der Dessauer Region befindet, oder gerne die Mitteldeutsche Zeitung liest, und bringt überhaupt keine Verbesserungsvorschläge mit. Entweder hat es abgefärbt, oder wir sind nicht schlimmer als die anderen Deutschen.
Euer Wetterschaf
PS: Allerdings kann ich keinen Vergleich zu anderen Städten erstellen, da ich bis jetzt nur in Dessau, Köthen und Owörlibaum (☺) gelebt habe.
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