Sonntag, 26. April 2015

BlogBattle #13 - Melancholie

Die Vorhänge sind zugezogen, die Tür abgeschlossen, ja keinem einen Einblick gewähren. Die Lautsprecher sind volle Kanne aufgedreht  und es ertönt kein harter Rock, verrückte Technobässe oder stotternder HipHop, sondern melancholische Klänge von Ben Folds, einer der wenigen Musiker, die ich schon live hörte.



Lange höre ich schon dieses Lied, dass irgendwie einiges in meinem Leben wiederspiegelt, vorallem Ziegelsteine. Jedes Mal, wenn ich meine Lebensgefährtin treffe, sinke ich in ein tiefes Loch und komme nicht mehr hoch, ohne die Hilfe von Freunden und dem teurem Whisky, der eine sehr dunkle braune Farbe aufweist, aber dafür umso besser schmeckt. Wir haben uns schon lange nichts mehr zu sagen, nur noch das obligatorische "Na, wie jeht's? - Jut, un' dir? - Oo'h jut.", was nun jeder Außenstehende sofort als Lüge erkennen würde. 
Ich liebe sie, will sie nicht verlassen, aber ich weiß, dass etwas nicht stimmt und ich glaube, ich vermute richtig, wenn ich behaupte, dass es ihr genauso geht. Es ist der gewohnte Alltag, der uns zusammenhält, auch wenn von Zusammenhalt so gut wie gar nichts mehr übrig ist. Wir unternehmen nichts mehr zusammen, nur noch getrennt mit unseren eigenen Freunden. Selbst wenn wir das Bett teilen, bleibt die Teilung erhalten und nur mal ein unprofessionell umgelagerter Arm durchbricht kurz die Trennung, die kurz mit einem "Au! - 'Tschulljunk!" sehr schnell wiederhergestellt wird.
Es bricht mir das Herz, sie da so schlafen zu sehen, einige Dezimeter von mir entfernt, aber doch meilenweit weg, unerreichbar; sie könnte genauso gut auf dem Mond liegen. Was denkt sie wohl grad? - Vermutlich nichts, ein traumloser Schlaf, so wie schon seit Monaten, geht mir aber genauso, zumindest erinner ich mich nicht an einen Traum, sonst würde ich sie in mein Tagebuch schreiben. 
Meine Gedanken schweifen wieder in die eine Richung: Was soll ich nur machen? Mein Leben läuft alles andere als in glatt. Ich verlor meinen Job, erhalte nur Absagen und andere Möglichkeiten tun sich auch nicht auf. Leise stehe ich auf, denn ich will sie nicht wecken. In der Stube nehme ich mir ein Blatt Papier und ihren schwarzen Stift und schreibe "Ich liebe dich" fein säuberlich in die obere Hälfte und setze meinen Namen drunter.
Ohne Geräusche zu machen, verlasse ich unsere Wohnung und setze mich auf die von der Nacht verdunkelten Sandbank am hiesigen Strand, die normalerweise unter Wasser ist. Die letzte Flasche von dem guten Whisky und ein großer Ziegelstein begleiten mich. Als die schwarze Flut kommt, ist die Flasche leer und in meinem Kopf höre ich wieder dieses Lied. Sie ist ein Ziegelstein und ich ertrinke langsam.

Dieses Mal habe ich mich an einer Kurzgeschichte versucht und gestehe, dass ich nicht die Hauptperson bin, aber vielleicht trägt sie einige Elemente von mir, denn der Song hat mich auch schon auf einigen Wegen im Leben begleitet.
Auch sonst läuft es gut, aber eine leichte Melancholie zur Zeit in mir, half mir sehr gut, diesen düsteren Text zu verfassen, vielleicht ist es aber auch das schwache Licht aus der anderen Zimmerecke, oder die Tatsache, dass vorhin "Brick" in meiner Musikliste lief. Die Tür und die Vorhänge können es nicht sein, denn erstere ist nicht abgeschlossen und letzteres existiert gar nicht. Welch Schande, jedoch ist es draußen dunkel, weil es nach Mitternacht ist. 


Euer Wetterschaf

Meine Mitstreiter:
Schakal
Ichigo
PAL
Mary
Chelsea
Justine
Lord

6 Kommentare

  1. Ich finde es super und geb dir eine glatte 1 :)

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  2. Keine harten Klänge und dann dieses Video??? Klang widersprüchlich bis ich das "Sie können diese Anzeige in 3... 2... 1 überspringen" entdeckt habe :)

    Uff. Schock gelungen. Nicht mit dem Lied, sondern mit dem geschickten Schachzug, erst im letzten Absatz auf die Fiktion hinzuweisen.
    Als Kurzgeschichtenautor musst Du meiner Meinung nach noch etwas üben, aber fürs Gesamtbild gibts eine 2+

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  3. OK... zuerst dachte ich "Huch was ist denn jetzt los? Ist das jetzt wahr und es geht um die Person an die ich spontan dachte???
    Sehr gut geschrieben und mir eine glatte 1 wert :-)

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  4. Schön erzählt. 2 :)

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  5. nette Geschichte ^^

    Note: 2+

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  6. Mhmm, ein wenig "aufgeblähter" den Text würde ich eine 1 geben, so passt es für eine 2

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