Donnerstag, 21. Mai 2015

Explodierende Motoren gegen monotonen Alltag eines Prüfstandsingenieurs

Meine Post-Liste wird länger, also wäre es Zeit diese abzuarbeiten, aber irgendwie will das zur Zeit nicht so wirklich. Da ruft ständig im Hintergrund das blöde Gewissen, dass man den Beleg noch fertig machen muss, oder das Protokoll für das Dieselmotorkennfeld abgeben muss... und natürlich auch überhaupt erst einmal machen. Die Klausuren kommen mit argem Tempo auch immer näher, auch wenn es aus heutiger Sicht noch über 1 Monat sind, bis zur ersten Klausur in Verbrennungsmotoren 2. Aber wie ich das aus der Erfahrung her kenne, könnte es bald schon Morgen sein, dass da der Termin ist, man braucht nur abzuwarten und Tee trinken.


Montag war ganz lustig, als wir das Kennfeld des Dieselmotors abfahren mussten. Eigentlich eine recht monotone Arbeit. 42 Betriebspunkte von 1000 Umdrehungen pro Minute und einer Last von 10 Newtonmeter bis Volllast bei 3000 U/min und noch eine Kurve, die einmal quer bis 4000 U/min geht. Das lästigste an der Sache ist, den Beharrungszustand abwarten, denn bis der Motor sich an den neuen Punkt anpasst, vergehen da schonmal einige Minuten, besonders, wenn man von Volllast auf die nächste Geschwindigkeit im Niedriglastbereitch geht und auf die Abgastemperatur wartet, die von über 400°C auf unter 200°C sinken muss; das dauert.
Leider lief nicht alles so, wie es sein sollte, auch wenn es schon ein "älterer" in Serie verbauter Motor ist. Das erste Mal leuchteten die ersten gelben Warnungen auf, als wir Volllast bei 2000 U/min fuhren. Ladelufttemperatur überhöht. Okay, das ist in dem Bereich normal. Erst als wir uns bei 3000 U/min der Volllast näherten, kamen die ersten gelben Lämpchen wieder. Ladelufttemperatur. 5K über Grenze. Nun auch Kühlwassertemperatur. Kurz später T_Lade 10K drüber, T_KW auch; jetzt auch noch die Öltemperatur. 130°C? Nicht gut auf Dauer für ein gewöhnliches Schmieröl. 135°C, Beharrungszustand so gut wie erreicht, also schnell messen und Last wegnehmen.
Wir haben es nicht geschafft, den Punkt fertig zu messen, ein seltsames Geräusch drang in mein linkes Ohr und ich schaute sofort durch das Fenster der Tür und sah, wie der Motor ein paar akrobatische Übungen absolvierte. Und jetzt stellt euch vor, ihr fahrt mit 180 auf der Autobahn mit Vollgas und euer Motor fängt an zu hüpfen. Sofort den Pedalwertgeber, also die Last runter gedreht, aber der Motor hat sich schon von selbst in den Notlauf gesetzt und wurde nur noch von der Bremse (Ja, auf Prüfständen kann man mit der Bremse Gas geben ☺) auf 3000 U/min gehalten. -> Notstopp
War es das? Nein, wir haben ihn danach wieder angelassen und haben es sogar noch geschafft, den Punkt zu messen, aber mit etwas veränderten Werten in der Peripherie. So ging es für den Rest weiter, bis wir uns der 4000 U/min näherten, die wir aber nie erreichten, weil der Motor wieder zu hüpfen anfing. Dieses Mal aber die Drehzahl sofort zurückgenommen. Schon sehr nervenaufreibend, solche Momente, wenn man Angst hat, dass der Motor gleich sich selbst zerlegt. Nach 3 Stunden waren wir fertig, mein Adrenalin floss mir durch den gesamten Körper und meine Hände zitterten noch eine halbe Stunde danach. Dafür gab es auch eine 1. ☺


Euer Wetterschaf

2 Kommentare

  1. Das mit der langen Post-Liste kann ich sehr gut nachvollziehen und die 1 hast du dir nun wirklich verdient ;)

    Liebste Grüße
    Justine

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  2. Eine 1 obwohl ein Messpunkt fehlte? Ts ts ts :D

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