Freitag, 18. Juli 2014

Oh! Das ist doch mein Ururopa!

Heute, beziehungsweise ist es mittlerweile schon gestern, habe ich mich mal in etwas ungewohnte Gebiete gewagt. Ich war in Dessau in der Innenstadt unterwegs und hatte noch ungefähr eine Stunde zu überbrücken. Also ging es durch das Rathaus-Center, wo es keine passenden Sandalen für mich gab. Weiter einen Abstecher in das Dessau-Center. Das war somit das dritte Mal!! Alleine war ich nicht, denn sonst wäre ich in keines der beiden Center gegangen.


Alles erledigt, was es zu erledigen gab, also Zeit zum Schlendern. Ich mag den Stadtpark und auf dem Weg dahin, steht noch ein Stück DDR, wie das große HO-Kaufhaus, wo sich heute unten einige Vietnamesen eingerichtet haben. Vor dem HO steht ein Gebilde, was jedem Dessauer bekannt vorkommt, ich selbst weiß nicht, welche Bedeutung es hat, habe auch nie danach gefragt, aber vielleicht weiß es ja einer. Irgendwie ist es im Laufe der Zeit in den Schatten gerückt, sind die Bäume in der Nähe größer geworden, zumindest nicht das HO, aber früher ist es mehr aufgefallen.




Eine sehr interessante Media-Markt-Werbung hing da am HO und listet grob die wichtigsten Kulturpunkte von Dessau auf. Weiter ging es danach durch den Stadtpark, wo ich in Erinnerungen an den alten Springbrunnen geschwelgt bin, aber nur den neuen zu Gesicht bekam.



Alleine sollte ich dann weitergehen, was mir auch zurecht kam, denn schließlich bin ich sehr häufig im Zickzack gelaufen, habe hier und da mal geguckt. Das nächste Bild zeigt einen Torbogen, der einen ganz besonderen Ort in Dessau dekoriert.


Den Friedhof I, der sich grob in zwei Teile spaltet. Der vordere Teil ähnelt mehr einem Park, denn hier stehen nur vereinzelt ein paar Grabsteine herum. Vermutlich kamen hier nur Leute hin, die was für die Stadt getan haben, denn die Namen kamen mir fast alle bekannt vor. Möglicherweise war dieser Teil vor mehreren hundert Jahren auch mal gefüllter, aber mit der Zeit gereinigt wurden, da keine neuen mehr vergraben wurden und nur die wichtigen Gräber erhalten blieben.


Herr Schwabe, ein sehr bekannter Dessauer, war Astronom, Apotheker und dies und das, er hat sich mit seiner Frau an der Mauer zur Ruhe gelegt. Interessanterweise sind im vorderen Teil die meisten Gräber in der Mauer. Die Wiese ist dagegen fast leer.


Ein mittlerweile namensloses Grab mitten auf der Wiese, bestimmt auch schon um die zweihundert oder mehr Jahre alt.


Ich ging zu einem Grabe und sah dessen Rückseite. "Viel belacht, wenig geacht, arm an Besitz, reich an Witz" stand darauf. Hier muss der Dessauer Hobusch liegen, der durch seine wörtliche Schlagkräftigkeit Ruhm erlang, aber bis zum Tode arm blieb. Sein Grab zieren ein Neunauge und ein Flusskrebs, die damals in der Mulde heimisch waren. Krebse gibt es aber wieder.


Wer hier vergraben liegt, habe ich nicht herausgekriegt, aber mit ein wenig Zeit lassen sich die Rillen noch entziffern. In der Zwischenzeit war ich dann auch im hinteren Teil vom Friedhof und siehe da, Grabstein neben Grabstein.


Ein bestimmtes Grab habe ich gesucht. Das von meinem Uropa, der verstarb, ohne seine zwei Wünsche erfüllt zu kriegen, 80 Jahre alt zu werden und das Millennium mitzuerleben. Er starb mit 79 Jahren im Jahre 1999. Auf der Suche fand ich einige schöne und interessante Dinge, aber auch Hässliche. Jedes zweite Grab hatte einen gelben Zettel am Grabstein: Unfallgefahr! Schön und gut, aber Grabsteine sind jetzt nicht ganz so gefährlich und meistens standen sie eh so, dass sie nur auf das Grab selbst, oder nach hinten fallen und da sollte sich kein Fuß hin verlaufen. Ich fand es nicht schön. Was mir gefiel war dieses hölzerne Kreuz, welches so unschuldig zwischen Granit und Marmor stand.


Den Namen meines Uropas habe ich nicht gefunden, aber dessen Vater und vermutlich liegt er da auch mit drin. Das wird mir dann demnächst meine Uroma sagen dürfen.


Euer Wetterschaf

1 Kommentar

  1. Auch wenn ich die Friedhofskultur in Deutschland nicht so mag, aber der Post hat mir sehr gefallen. ;-)

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