Mittwoch, 10. Juli 2013

Das erste Wochenende des Julis - 800 Jahre Residenzstadt Dessau

Jeder der in Dessau wohnt, beziehungsweise nicht mehr dort wohnt, weil er sich einen schöneren Ort gesucht hat, weiß die negativen Dinge der Stadt zu schätzen. Es ist gottverdammt mal nichts los in dieser schönen Stadt. Ab 18 Uhr sieht man meist das ganze Ausmaß, wenn man um diese späte Stund noch ein Spaziergängchen durch die Innenstadt macht und vergebens einen Imbiss sucht. Zum Glück gibt es ja immer noch einen McDoof um die Ecke. Das ist auch das einzige Geschäft, welches noch Licht anhat, damit man sich aus dem dicken Nebel wieder herauswinden kann. (Heute mit schickem Bild, wo schicke Kleider für schicke Mädels zu sehen sind ☺)

Ihr erinnert euch sicherlich an meine perverse Reise durch Dessau, der noch eine Fortsetzung fehlt. Aber heute geht es vorwiegend um die guten Seiten, denn zweimal im Jahr ist doch etwas los. Das wären im Februar das Kurt-Weill-Fest und am ersten Juli-Wochenende das Leopoldsfest. Ersteres dreht sich vorwiegend um künstlerische Aspekte aus der musikalischen Ecke und das Zweite um die Stadtgeschichte, benannt nach Leopold I., Fürst von Anhalt-Dessau. Manchmal gibt es auch außerordentliche Festivitäten, wie letztes Jahr der Sachsen-Anhalt-Tag und das Jubiläumsjahr "800 Jahre Anhalt". Da der gemeine Dessauer aber nun mal nicht so viel in einem Jahr verträgt, hat man kurzerhand alle 3 Feste auf ein Wochenende gehauen und es wurde ein Riesenevent, von dem ihr nichts weiteres erfahren werdet, weil es jetzt über ein Jahr her ist.
Dieses Jahr gab es wieder ein besonderes Ereignis. Dessau ist dieses Jahr 800 Jahre alt geworden und das muss natürlich gefeiert werden und welches Datum ist da am Besten? Na ist doch klar. Dasselbe wie vom Leopoldsfest und so wurde wieder gequetscht. Alle Schausteller und sonstigen Leute durften sich dann von Freitag bis Sonntag zeigen und Geld von den Bürgern sammeln.
So machte auch ich mich samstags nach Dessau, um mir das Spektakel zur Genüge zu ziehen. Hinter der Muldbrücke sah man schon das Gebiet vor dem Johannbau gefüllt mit Rummel. Berg- und Talbahn, Horrorkabinett oder auch ein einfaches Karusell lies sich dort anfinden. Fressbuden waren auch auffindbar. So zog ich weiter zur Marienkirche, wo sich der Mittelaltermarkt davor aufgebaut hat. Hier feilboten die Händler, Töpfer, Weber, Schnitzer, Jäger, Bäcker, Brenner und Bauern ihre Waren an; auf ihre Art und Weise. So reichte mir ein übelgelaunter Grillmeister eine deftige Scheibe Fleisch mit Zwiebeln und Brot und maulte seinen Gesellen dabei an, dass er gefälligst das Feuer warm halten solle. An einem anderen Stand war ein kräftiger Hüne, aber von liebevollen Gemüt und schwatzte jedem, der vorbeiging sein Eis mit Himbeeren auf, so auch mich. So verspeiste ich mit meiner holden Maid den kleinen Eisbecher. ☺
Zurück in die Zukunft, also von damals ausgesehen. In das Jahr 2013, also heute, 800 Jahre nach 1213. Auf dem Marktplatz sangen kleine Kinder ihre Lieder und die Omis und Opis erfreuten sich daran. Auf dem Rathausinnenhof konnte man sich Herr Nündels (mein alter Ethiklehrer) Quadrattanz-Gruppe (Square Dance-Gruppe: "Dessau Sunheads") ansehen. Vor dem Rathaus-Center gab es noch dies und das an Ständen und Buden. So kaufte ich für 10 Euronen 300g Tee, damit ich über die nächste Woche komme. Etwas weiter stand ein Mann mit Marionette an einem Keyboard und machte zu jeder Person, die vor ihm vorbeiging einen passenden Song. - Zieh dich aus kleine Maus, mach dich nackig nackig nackig. - und die Menge gröhlte.
Auf zum Stadtpark; hier lies sich das erhabene Volk nieder auf ihrem Biwakgelände. Und plauderten, eingeengt in ihren Trachten, die in der knalligen Sonne sicherlich sehr gut warm halten, und es war ein sehr sonniger und warmer Tag. Pünktlich nachmittags um 3 lud der Hof zur Damentafelrunde und Gräfinnen, Baronessen, Freifrauen von Anhalt-Dessau und benachbarten Herzogtümer, Fürstentümern, Königreichen, und Grafschaften und ein kleiner Prinz, der einzige männlichen Geschlechts durften dort Speisen. Hier seht ihr auch das einzige Foto, was ich an diesem Tag geschossen habe; gibt kein Besseres. Ich musste halt hinter den Leuten stehen, da ich mit meiner riesenhaften Größe den anderen Gaffern sonst die Sicht versperre. Die Straßenbahn im Hintergrund gehört nicht zum Ambiente, sie fuhr halt gerade vorbei.

Wegen starker Hitze und weiteren Plänen, die im nächsten Post erwähnt werden, zogen wir wieder von dannen und ließen den Fürsten ihren Spaß mit ihrer Kanone mit der sie nichts ahnende Dessauer erschreckten.

Euer Wetterschaf

2 Kommentare

  1. Das sieht aber wirklich toll aus!
    Ich muss allerdings bei Dessau immer erst an das Bauhaus denken.^^

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  2. is ja auch die Bauhausstadt :D
    und immer schön zu hören, dass die stadt doch nich ganz unbekannt is. :)

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